Weltweit regt sich Widerstand gegen die Kreuzfahrt-Industrie. Denn wenn die Massen wieder weg sind, bleiben nur Umweltschäden vor Ort. Daher verwundert es nicht, dass in immer mehr Städten gegen Kreuzfahrtschiffe gekämpft wird. Hier eine (nicht vollständige) Übersicht über Proteste und ihre Erfolge:
Venedig (Italien)
In Venedig in Italien führt der Wellenschlag der Schiffe dazu, dass die Stadtfundamente bröckeln. Nach massiven Protesten der lokalen Bevölkerung, die sich in der Initiative „No Grandi Navi“ zusammen schloss, gibt es nun ein Kreuzfahrtverbot in der Innenstadt.
Dubrovnic (Kroatien)
In Dubrovnic in Kroatien fielen so viele Tourist*innen in die Stadt ein, dass die Unesco damit drohte, der Stadt den Weltkulturerbetitel zu entziehen. Der Bürgermeister handelte und inzwischen dürfen dort nur noch 2 Schiffe täglich anlegen.
Norwegen (Fjorde)
In Norwegen verpesten die Schiffe die Luft. Das Problem dort ist, dass sich die Schiffsabgase in den Fjorden ansammeln, und nicht abziehen können. Ein 71jähriger Politiker wurde dafür bekannt, dass er bei jeder Schiffseinfahrt nackt in seinem Garten am Hafen stand und damit sein Missfallen über die nahenden Schiffe kundtat.
Um die Fjorde zu schützen wurden Anfang 2019 verschiedene Regelungen eingeführt. Diese sollen nach und nach verschärft werden. Beispielsweise dürfen keine Kreuzfahrtschiffe mit Schweröl mehr in die Fjorde fahren und die Schadstoffgrenzwerte wurden verschärft.
Seattle (USA)
In Seattle, dem Sitz der Carnival Corporation, organisieren UmweltschützerInnen seit 2016 die „Clean up Carnival“-Kampagne. Sie kombinieren dabei Aktionen direkt vor den Schiffen mit Aufklärungsarbeit über das schmutzige Geschäft von Carnival. Wer mehr zum Treibstoff Schweröl und den Umweltvergehen von Carnival erfahren möchte, sollte mal einen Blick auf ihren Blog werfen.
Mallorca
Auch in Mallorca gab es schon Proteste gegen die Umweltverschmutzung, den Overtourism und die Kreuzfahrt. Overtourism bedeutet, das an einen Ort so viele TouristInnen kommen, dass die lokale Bevölkerung verdrängt wird und darunter leidet, zum Beispiel weil die Mieten steigen oder schlicht kein Platz mehr in den Straßen ist.
Barcelona
Knapp 3 Millionen KreuzfahrerInnen stürmen jährlich die Stadt. Im Durchschnitt sind diese TagestouristInnen 5 Stunden vor Ort, bevor sie wieder zum Schiff müssen. Maria García von der Umweltschutzorganisation „Ecologistas en Acción“ kritisiert, dass der Massenansturm Barcelona letztlich wenig bringt: „Das Konzept der Kreuzfahrtschiffe heißt: Alles an Bord. Ob Gastronomie oder Unterhaltung. Die Menschen verbringen nur wenige Stunden in der Stadt – sie lassen uns mit den Schadstoffen und den Kosten allein, der Bürger hat keinerlei Nutzen davon. Dieser Tourismus verändert die Stadtviertel und vertreibt deren Bewohner, die Mieten steigen. Die Stadt ist zu Diensten eines Massentourismus, der nicht nachhaltig ist.“ An besonders gut besuchten Orten wurde nun der Zugang für größere BesucherInnen-Gruppen beschränkt. Gleichzeitig wird aber auch ein neues Terminal gebaut.
In einigen Städten wählten Protestierende auch rabiatere Methoden um gegen unerwünschte TouristInnen vorzugehen. In Valencia besetzen AktivistInnen ein Urlaubsapartment. In Barcelona blockierten Menschen einen Touristenbus, zerstachen die Reifen und besprühten die Windschutzscheibe mit „Der Tourismus tötet die Stadtviertel“. Und in Mallorca pöbelten Protestierende Restaurant-Gäste an und zündeten bengalische Feuer. Zudem wurden hunderte Mietwagen mit dem Aufkleber „Dieses Auto ist zu viel.“
Dies zeigt: Je mehr durch Tourismus zerstört wird, desto stärker wird der Widerstand der lokalen Bevölkerung. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Proteste in Deutschland weiter entwickeln und von welchen Städten ihr euch inspirieren lasst. 😉