Arbeitsbedingungen

Die Arbeitsbedingungen auf Kreuzfahrtschiffen sind schlecht. Fast alle dort Arbeitenden sind über Subunternehmen angestellt und besonders Servicekräfte werden ausgebeutet.

Welche Arbeitsstandards gelten

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat 2006 im Seearbeitsübereinkommen Mindeststandards festgelegt: Die Angestellten auf den Schiffen dürfen max. 72 Stunden pro Woche und 14 Stunden täglich arbeiten. Sie müssen mindestens einen arbeitsfreien Tag pro Woche haben. Darüber hinaus gelten nur die arbeitsrechtlichen Bedingungen der Flaggenstaaten – die Reedereien können frei wählen, unter welcher Flagge sie fahren. Das hat dazu geführt, dass heute kein Kreuzfahrtschiff unter deutscher Flagge fährt und somit auch auf keinem Schiff deutsches Tarif-, Betriebs- und Mitbestimmungsrecht gilt.

Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (eine Gewerkschaft u.A. für Seeleute) berichtet, dass ArbeiterInnen, die sich an sie wenden, mit massiven Problemen zu kämpfen haben. Ein einziges Gespräch mit der Gewerkschaft kann dazu führen, dass man sofort entlassen wird und dank einem Eintrag ins persönliche Fahrtenbuch keinen Job mehr in der Seefahrt erhält. Denn es gibt auf den Schiffen keinen Kündigungsschutz. Das trägt dazu bei, dass selbst die laschen Arbeitsstandards der ILO oft nicht eingehalten werden. Ein philippinischer Kellner berichtete 2019 in einem Interview mit dem Zeit Magazin: „Auf dem Kreuzfahrtschiff ist es wie in einem Gefängnis: Wir kommen nie runter vom Schiff, wir sind den Schikanen unserer Vorgesetzten ausgesetzt, und wir arbeiten, bis wir nicht mehr können.“

Wer arbeitet auf den Schiffen

Die ArbeiterInnen auf dem Schiff sind unterteilt in eine Art Zwei-Klassengesellschaft: Das nautische Personal macht 30% aus und die Servicekräfte 70% der Arbeiter*innen. Von den Servicekräften kommt ein Großteil aus Niedriglohnländern, bspw. stammen 1/3 von den Philippinen. Der typische Ablauf für eine philippinische Arbeiter*in wäre, dass er sich erstmal die Ausbildung selbst finanzieren muss. Diese dauert 4-6 Monate und kostet je nach Job 750-3300 Euro. Danach bekommt er über eine Leiharbeitsfirma einen befristeten Job für maximal ein Jahr – er muss dann 9 Monate am Stück arbeiten und hat zwischendurch 3 Monate unbezahlten Urlaub. Die ersten paar Monate auf dem Schiff ist er zusätzlich dadurch unter Druck gesetzt, dass er seine Ausbildungs-Schulden abbezahlen muss. Denn er verdient auf dem Schiff pro Stunde nur knapp 2-3 Euro – hier ist eine beispielhafte Gehaltstabelle.

Eine satirische Rede gespickt mit wahren Fakten  wurde dazu im Februar 2017 auf der Hauptversammlung der TUI gehalten:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitaktionäre,

es freut mich sehr heute hier sein zu können, zunächst einen großen Dank für unseren Vorstand, der uns alle im vergangenen Geschäftsjahr durch fette Gewinne mit der Kreuzfahrtsparte glücklich gemacht hat. Aber ganz ohne Verbesserungsvorschläge geht es halt nicht.

Im Bereich der von Angestellten zu leistenden Arbeit wurde viel bewegt. 2,40 Euro die Stunde für eine Restaurantfachkraft und im Arbeitsvertrag festgehaltenen Zwang zu lächeln sind gute Ansätze. Über Modelverträge statt Arbeitsverträge ließen sich auch noch Gewicht und Körpermaße vertraglich festhalten. In den Bereichen ohne Publikumsverkehr könnten Straftäter zur „Resozialisierung“ eingesetzt werden und dass für gerade mal 80 Cent die Stunde.

Auch die Arbeitszeiten lassen sich sicherlich von 7 Tage die Woche, 12 Stunden am Tag auf 7 Tage mit 18 Stunden am Tag steigern. Was in China möglich ist, scheint mir für die hohe See erst recht möglich.

Nicht nur auf See ist eine Gewinnmaximierung möglich. Allein in der BRD gibt es über 10.000 Angestellte. Da muss doch mittels Digitalisierung und Outsourcing mehr möglich sein. Ein Angestellter in Deutschland auf 10.000 Kunden muss doch möglich sein. So könnten bis zu 9000 Stellen eingespart werden.

Zu guter Letzt das leidige Thema Steuern: 2014 wurden noch 44.000 Euro Steuern in der Kreuzfahrtsparte an die Bundesrepublik gezahlt. Sorgen Sie dafür, dass im nächsten Jahresabschlussbericht dort eine fette Null steht. Was mein Steuerberater für mich erledigt, muss für einen innovativen, kreativen, leistungswilligen und kreativen Konzern wie TUI doch auch zu schaffen sein!

Einen lesenswerten Artikel zum Lohngefälle auf Kreuzfahrtschiffen, den Niedriglohnbedingungen unter Deck und den Ausflaggungen veröffentlichte die ZEIT 2016.

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